Tier des Monats August
29.08.2021Gefleckter Schnellschwimmer: Platambus maculatus
Weiterer Name: „Diving beetle“
Der gefleckte Schnellschwimmer ist einer von ca. 150 Schwimmkäfer-Arten in Deutschland. Weltweit umfasst diese Familie über 4000 Arten.
Platambus maculatus: Der gefleckte Schnellschwimmer ist 7 bis 8,5 mm groß und auffällig gezeichnet. Die Fühler sind gelbrot, die Beine etwas dunkler, eher rostrot. Die Flügeldecken tragen eine markante schwarzbraune Zeichnung auf gelben Grund, die sehr unterschiedlich ausfallen kann, so dass sowohl nahezu völlig gelbe als auch schwarzbraune Exemplare vorkommen.
Der abgeflachte, stromlinienförmige Körper des Käfers ist perfekt an das Leben im Wasser angepasst. Der Hinterrand des Kopfes geht in einer Ausbuchtung der Vorderbrust über und die Rückenplatte schließt sich unmittelbar an. Auffällig sind auch die stark chitinisierten Deckflügel sowie die halbkugelförmigen Facettenaugen, die dem Käfer eine gute Rundumsicht ermöglichen. Der gesamte Körper ist mit einem öligen, wasserabweisenden Sekret „eingefettet“, so das er nahezu keinen Wasserwiderstand leistet. Platambus maculatus ist einer der besten Schwimmer unter den wirbellosen Süßwassertieren. Der Käfer kann die Schwimmbeine besser als jeder menschliche Ruderer zum Gegenschlag flachdrehen. Dazu sind die Füße in der Längsachse drehbar und die Schwimmborsten flach anlegbar. Sie sind zudem außerhalb des Wassers gute Flieger, da der Körper aufgrund der „Fettschicht“ beim Verlassen des Wassers sofort trocken ist. Damit sind sie echte Biathleten!
Zum Luftholen muss der Käfer regelmäßig an die Wasseroberfläche, wo er über seinen Hinterleib Luft aufnimmt. Die Luft wird dann in dem Raum zwischen den Deckflügeln und dem Hinterleib sowie in einer Atemblase am Hinterleib (physikalische Kieme) gespeichert. Der Luftvorrat dient nicht nur zur Sauerstoffversorgung unter Wasser, sondern außerdem der Hydrostatik des Tieres. Dazu wird die Luftmenge dem unterschiedlichen Druck in den jeweiligen Wassertiefen so angepasst, dass der Käfer idealerweise dasselbe spezifische Gewicht wie das Wasser hat. Wenn sich das für Euch als Taucher jetzt bekannt anhört, ja, es ist vom Prinzip genau das, was wir mit unseren Tarierwesten machen, um möglichst schwerelos durchs Wasser zu gleiten.
Der gefleckte Schnellschwimmer ist ein geschickter Räuber. Kleinere Wassertiere aller Art, z. B. Insektenlarven, Kaulquappen oder Fischbrut, werden mit den Vorderbeinen gepackt, den Mundwerkzeugen zerkleinert und dann gefressen. Die Beute kann dazu auch chemisch durch speziellen Sensoren aufgespürt werden.
Die Paarung erfolgt unter der Wasseroberfläche. Dabei heftet sich das Männchen, mithilfe speziell gebauter Fußglieder der Vorderbeine, auf dem Halsschild des Weibchens fest und begattet dieses. Das Weibchen legt die befruchteten Eier über einen Legeapparat ab. Aus den Eiern entwickeln sich zunächst Larven.
Die Larven des gefleckten Schnellschwimmers leben ebenfalls im Wasser und sind leicht an einem dunklen Querband auf der Kopfkapsel von anderen Schwimmkäferarten zu unterscheiden. Sie sind ausgesprochen gefräßige Räuber und mit ihrer auffälligen Zeichnung die „Zorros“ unter den Wasserkäferlarven. Da sie jedoch weder kauen noch schlucken können, verfügen sie über scharfe, zangenartige Mundwerkzeuge (Mandibeln), in deren Inneren ein Kanal verläuft. Die Beute wird ergriffen und durch den Kanal wird sofort ein enzymhaltiges Verdauungssekret injiziert. Damit erfolgt eine schnelle Lähmung der Beute sowie deren Vorverdauung. Eine Flucht ist daher nahezu unmöglich. Der verflüssigte Körperinhalt der Beute wird von der Käferlarve einfach aufgesaugt. Nach drei Larvenstadien, in denen sich die Larve regelmäßig häutet, klettert die Larve an Land. Im Uferbereich wird aus Erdbrocken und einer speziellen Kittsubstanz eine Kugel geformt in deren Schutz die Verpuppung erfolgt. Je nach Temperatur dauert die Verpuppung zwischen 2 Wochen und 3 Monaten, bis der fertige Käfer aus der Puppenhaut schlüpft. Häufig überwintert Platambus aber auch geschützt in der Puppenhöhle.
Der gefleckte Schnellschwimmer bevorzugt klare Bäche mit mittlerer Fließgeschwindigkeit sowie die Uferzone größerer Gewässer als Lebensraum. Man findet ihn häufig in dichten Wasserpflanzenbeständen, unter Holz und auf kiesig-sandigen Untergrund, dann gern auch in kleineren Gruppen. Mit einem Saprobiewert von 2,2 zählt dieser Wasserkäfer zu den Zeigerarten der Gewässergüteklasse II. Empfindlich reagiert er sowohl auf Gewässerverunreinigungen, die zu Sauerstoffdefiziten führen, als auch auf Trübungen, die die Jagd erschweren. Um den vollständigen Entwicklungszyklus zu durchlaufen, sind außerdem naturnahe, ungestörte Uferstrukturen notwendig, da die Verpuppung an Land erfolgt. Sein Vorkommen ist damit in unseren Gewässern immer ein positives Zeichen, da er naturnahe Bedingungen im Gewässer anzeigt. Aufgrund der guten Flugfähigkeit kann der gefleckte Schnellschwimmer renaturierte Gewässerabschnitte recht zügig als neuen Lebensraum erschließen.
Quelle: EG/LV KL-GB, Presse