Tier des Monats März

16.03.2021

Der Wasserskorpion( Nepa cinerea) – Jäger auf der Lauer
Weitere Namen: grauer Skorpion, Skorpionswanze

Der Wasserskorpion Nepa cinerea ist der einzige Vertreter der Gattung in Mitteleuropa.

Leise und still lauert er zwischen Wasserpflanzen – jederzeit bereit ein ahnungsloses Opfer zu ergreifen. Der Wasserskorpion trägt seinen spektakulären Namen aufgrund seiner äußeren Erscheinung.Während die echten Skorpione zu den Spinnentieren zählen, gehört der Wasserskorpion jedoch zu den Wasserwanzen. Der Wasserskorpion ist 17 bis 25mm lang (ohne Atemrohr und der einziger Vertreter seiner Gattung in Mitteleuropa. Am auffälligsten an dem Tier sind die langen, kräftigen Raubbeine, mit denen die Wanze vorbeischwimmende Beutetiere fangen kann.

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Dazu können die Vorderbeine klappmesserartig eingeschlagen werden, so dass die Beute eingeklemmt wird. Mit seinem kurzen, kräftigen Rüssel wird das Beutetier durch einen Stich gelähmt und dann langsam ausgesaugt. Sein Speiseplan ist dabei sehr vielfältig und reicht von Wasserflöhen, Käfern und Insektenlarven über Kaulquappen, bis hin zu Fischbrut oder auch Jungfische. Als geduldiger „Lauerjäger“ versteckt er sich d20210316 Wasserskorpion 2azu gern zwischen den Wasserpflanzen oder im Detritus und ist durch seine rotbraune bis schlammgraue Färbung gut getarnt. Die langen, dünnen Hinterbeine sind perfekt zum Klettern und langsamen Schreiten. Zum Schwimmen taugen diese langen Beine allerdings nur eingeschränkt. Der Wasserskorpion hat einen kleinen, dreieckigen Kopf mit halbkugeligen Augen, die ihm eine sehr gute Rundumsicht ermöglichen. Der Körper ist insgesamt breit oval und abgeflacht. Am Hinterleib befindet sich ein markantes Atemrohr, welches häufig für einen Stachel gehalten wird. Es ist zweiteilig, nicht einziehbar und ungefähr halb so lang wie der gesamte Körper. Das Atemrohr dient als „Schnorchel“. So kann sich der Wasserskorpion im Schlamm eingegraben, während ihn der „Schnorchel“ mit Sauerstoff von der Wasseroberfläche versorgt.

Die Wasserskorpione suchen sich ihre Partner im Frühjahr. Die Weibchen legen mit ihren Legeapparat die Eier (bis zu 30) bevorzugt in den Abendstunden und in der Nacht in flutende Wasserpflanzen oder Algenbüschel ab. Die gelblichen Eier sind mit 6 bis 9 fadenförmigen Atemanhängen ausgestattet. Je nach Wassertemperatur schlüpfen aus den Eiern zwischen Mai und Juni die Junglarven (Nymphen), die bereits einen kurzen „Schnorchel“ tragen. Über den Sommer hinweg entwickeln sich aus den Junglarven die erwachsenen Tiere. Dazu sind 5 Häutungen notwendig, da der Chitinpanzer beim Körperwachstum immer wieder neu gebildet werden muss.

20210316 Wasserskorpion 3Der Wasserskorpion kann einige Jahre alt werden und hat zum Überwintern perfekte Strategien entwickelt. Solange das Wasser noch nicht zu kalt ist, ist er weiter auf Beutezug in dichter Vegetation oder am Schlammgrund. Sobald es deutlich kälter wird, sucht er Schutz in den Wasserpflanzen, unter Steinen oder am Schlammgrund. Seinen dafür benötigten Luftvorrat holt er sich von der Wasseroberfläche und speichert diesen unter den abgespreizten Flügeldecken. Der Hinterleib wird so im Winter als „physikalische Kieme“ genutzt. Da das kalte Wasser im Winter außerdem mehr Sauerstoff enthält und der Wasserskorpion seinen Stoffwechsel herunterfahren kann, kommt er auch unter einer Eisdecke prima zurecht. Im Sommer nutzt er diesen Luftvorrat wie eine Schwimmweste zum Schwimmen an der Wasseroberfläche.

Als Lebensraum bevorzugt der Wasserskorpion langsam fließende bis stehende Gewässer mit dichten Wasserpflanzenbeständen und schlammigen Boden. Der gesamte Lebenszyklus findet im Wasser statt.

Auch wenn der Name Wasserskorpion bedrohlich klingt, stellt er keine Gefahr für den Menschen dar. Er ist nicht aggressiv und auch nicht giftig, kann aber bei unmittelbarer Bedrohung schmerzhaft zustechen. Dies ist aber weder bei mir noch meinen Kollegen bei Emschergenossenschaft und Lippeverband in über 25 Jahren vorgekommen. Also kann man sich ruhig trauen und hinterher allen erzählen wie mutig man einen Skorpion auf die Hand genommen hat.

Quelle: EG/LV KL-GB, Presse