Tier des Monats Februar

22.02.2021

Die Körbchenmuschel: Minikläranlage mit Reiselust
Zum Muscheln suchen muss man nicht ans Meer fahren. Auch viele unserer heimischen Gewässer sind voll von den kleinen Tieren mit harter Schale und weichem Kern. Die Körbchenmuschel ist der „Bewohner des Monates Februar“ und auch im Großenbaumer See zu finden. In Mitteleuropa gibt es zwei Arten, die nebeneinander vorkommen können. Man unterscheidet grob- und feingerippte Körbchenmuschel, wobei erstere eher anzutreffen ist.

 

Corbicula fluminea

Sie ist ein sogenannter Neozoe, also eine neu eingebürgerte Art, und hat eine weite Reise hinter sich. Innerhalb weniger Jahre hat die geriffelte Muschel weite Teile unserer Gewässer erobert. Man erkennt die bis zu 45 Millimeter großen Tiere an ihrer Rillenstruktur und der oliv-gelb-grünen Färbung.
Ursprünglich in Asien beheimatet, sind die Körbchenmuscheln Mitte der 1980er-Jahre wahrscheinlich als blinde Passagiere mit Schiffen über Nordamerika nach Europa gelangt. Doch auch als Parasiten in Fischkiemen reisen sie im Larven-Stadium bevorzugt von A nach B. Möglicherweise ist es auch zum gezielten Aussetzen der Muschel aus Aquarienbeständen gekommen. Anders als viele heimische Arten liebt die Körbchenmuschel warme Wassertemperaturen. Kraftwerke, die das Wasser der Flüsse zur Kühlung nutzen, erhöhen bei Rückführung des Wassers die Wassertemperatur und die Körbchenmuschel fühlt sich dort genauso wohl wie in ihrer warmen Heimat. Auch die heißen Sommer bieten der Muschel Wohlfühlatmosphäre.
Ganz besonders dort, wo Gewässer sandig-schlammig oder sandig-kiesig sind, bildet die Körbchenmuschel Kolonien – egal ob in mehreren Metern Tiefe oder im Spritzwasserbereich bis zu 0,5 m über dem Wasserspiegel. Die gestreifte Muschel ist eine harte „Nuss“ und für Fressfeinde kaum zu knacken. Sie ist äußerst reproduktionsfreudig und kann sich als Zwitter selbst befruchten. Insgesamt kann ein Elterntier so jährlich bis zu 8000 Larven ins Wasser entlassen. Dabei schützt die Muschel ihre Kinder in ihren Atmungskiemen wie in einem Kängurubeutel, bis sie groß genug sind. Nach einem halben Jahr sind die Jungmuscheln dann schon selbst fortpflanzungsfähig und können bis zu zehn Jahre alt werden.
Wer denkt, dass die Muschel sich nicht bewegen kann, liegt falsch. Mit einem großen Fuß kriecht sie vorwärts, kann sich eingraben und so vor Frost schützen. Als sogenannte Filtrierer ernähren sie sich von Kleinstlebewesen, Plankton und organischem Material. Da das Angebot davon im Sommer am größten ist, legen sie in dieser Zeit auch am meisten zu. Die Rippung der Schale verrät das deutlich, vergleichbar mit den Jahresringen eines Baums. Dabei ist die Muschel ein wahres „Mini-Klärwerk“: In kurzer Zeit saugt sie alle Schwebstoffe aus dem Wasser ein und verarbeitet sie. Und bei ungünstigen Bedingungen? Da macht die Muschel dicht. Mit geschlossenen Schalen kann sie ihren gesamten Stoffwechsel auf zehn Prozent runter fahren und so überleben.
Einen „Fressfeind“ hat sie doch…
Kann man die Körbchenmuschel eigentlich essen? In der asiatischen Küche ist sie – ähnlich wie in Europa die Miesmuschel – als Speisemuschel ziemlich beliebt.
Wer jetzt allerdings schon plant sich seine nächste Mahlzeit aus unserem Seesand zu sieben dem sei die „Minikläranlage“ ins Gedächtnis gerufen. Je mehr Muscheln wir im Großenbaumer See haben, desto mehr wird das Wasser gefiltert und wir haben eine Chance auf bessere Sicht und weniger grüne Suppe, so wie die letzten Jahre.

Quelle: Pressespiegel EG/LV